Morning News vom 24.01.2020

Wie heißt es so schön? Es kam, wie es kommen musste, und in Sachen Leitzins und Einlagenzins lässt die neue Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, zunächst alles beim Alten. Doch will die EZB über eine neue Strategie beraten. Erste Reaktionen ließen nicht auf sich warten: Für den Euro ging es erstmal abwärts. An den Börsen heißt es wie erwartet Risk-off. Für das Wochenende sind somit keine Überraschungen zu erwarten – genießen Sie es!

FX/Zinsen:

Ich gestehe, ich habe mich getäuscht. Es war nicht Christine Lagardes Seidenschal, der für Schlagzeilen oder zumindest Erwähnung gesorgt hat, es war ihre Brosche... Schon zu Beginn ihrer Amtszeit hatte sie ja darauf verwiesen, weder zu den geldpolitischen Falken, noch zu den Tauben gezählt werden zu wollen, sie sähe sich als Eule. Sie ahnen es bereits, sie trug eine Eule als Brosche - und ihr Statement war weder falken- noch taubenhaft. Es fanden sich Anklänge an eine konjunkturoptimistische Grundeinschätzung, getrieben durch die Abnahme externer Risiken, aber auch eine klare Absage an das schwedische Modell der Zinspolitik. Die Riksbank hatte ja im Dezember das Ende der Nullzinspolitik angekündigt, obwohl sich die Rahmenbedingungen kaum verändert hatten - ein Offenbarungseid in Richtung "Reality Check" für QE. Lagarde vergaß auch nicht darauf hinzuweisen, dass die Kerninflation zuletzt marginal gestiegen war (von +1,1 % auf +1,3 %), was dem Euro einen Push versetzte, der EUR/USD kurzfristig auf über 1,1100 steigen ließ. Die Ernüchterung war danach aber umso größer, denn die Aussage, dass mit den Ergebnissen der Überprüfung der EZB-Ausrichtung vermutlich nicht vor Dezember zu rechnen sein wird, lässt eine Abkehr vom aktuellen Inflationsziel in weite Ferne rücken. Rrrrrumms, es ging also abwärts für den Euro, EUR/USD durchbrach die technische Unterstützung bei 1,1075 deutlich und landete bei 1,1040 - knapp darüber wird heute ins Wochenfinale gestartet. Im Zuge der sich verstärkenden Risk-off-Bewegung legten auch Japanischer Yen (USD/JPY 109,50) und Schweizer Franken weiter zu, bei EUR/CHF hielt die 1,0700 gerade einmal so. Aus den Reihen der SNB war gestern zu vernehmen, dass die Notenbank an den Negativzinsen festhalten wird, ja sogar noch Spielraum hätte, weiter zu senken. Wer's glaubt, wird selig - eine Eigenschaft, die im Devisenmarkt recht selten vertreten ist. So bleiben der Schweizerischen Nationalbank noch die bekannten Interventionen um den Franken zu schwächen, in Zeiten von gestiegener Risikoaversion ein gefundenes Fressen für den einen oder anderen FX-Desk in Zürich oder London. An der Zinsfront wurden erneut 2-3 Basispunkte in eine weitere Verflachung investiert, 10-jährige US-Treasuries rentieren mit 1,75 %, Deutsche Bünder kosten 0,30 %.

Aktien/Commodities:

Rund 1 % gaben die europäischen Börsen gestern wieder nach, der Risk-off-Schalter blieb also fest gedrückt. In den USA verhielt man sich dagegen weiter abwartend, die angelaufene Berichtssaison hielt keine gröberen Überraschungen bereit. China ging mit -2,75 % in die Neujahrswoche und bleibt heute bereits geschlossen, während sich in Tokio und Hongkong eine dezente Konsolidierung abzuzeichnen scheint. Auch die Rohölpreise scheinen nach den letzten Tagen einen Boden gefunden zu haben, Brent liegt aktuell bei 62,20 USD/Barrel. Eine interessante Statistik zu den heurigen Primärmarktaktivitäten mag ich Ihnen auch nicht vorenthalten. Bloomberg berichtet vom besten Start aller Zeiten, die magische Grenze von 200 Mrd. Euro Emissionsvolumen wurde heuer bereits 1 Woche früher als im Vorjahr erreicht. Neben dem Bankensektor selbst waren vor allem die Sovereigns für den Anstieg verantwortlich, hier sind vor allem Irland, Spanien und Italien, aber auch die Philippinen, Rumänien und Chile zu nennen. Sie alle haben den Jahresbeginn genutzt, um sich billig langfristig (mind. 1,5 Jahre) zu refinanzieren.

Coronavirus:

China hat die Aktivitäten, um die Verbreitung des Virus einzuschränken, massiv erhöht. Neben Wuhan (ca. 10 Mio. Einwohner), wurden weitere 10 Großstädte mit einer Art Quarantäne belegt, die offiziellen Neujahrsfeiern in Peking wurden abgesagt, die Verbotene Stadt für Touristen gesperrt. Die Behörden meldeten 876 Infizierte und mittlerweile 26 Todesfälle. Obwohl (einzelne) bestätigte Krankheitsfälle in Hongkong, Singapur, Japan, Vietnam, Südkorea und den USA gemeldet wurden, lehnte es die WHO gestern erneut ab, eine "Internationale Gesundheitsnotlage" auszurufen.

Disclaimer

Dieses Dokument dient ausschließlich Informationszwecken und berücksichtigt nicht die besonderen Umstände des Empfängers, es darf nicht an andere Personen weitergegeben werden. Es stellt keine Anlageberatung dar. Die Inhalte dieses Dokuments sind nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von in diesem Dokument genannten Wertpapieren beabsichtigt und dienen nicht als Grundlage oder Teil eines Vertrages oder einer Verpflichtung irgendeiner Art. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen stammen aus Quellen, die von der Liechtensteinischen Landesbank (Österreich) AG als zuverlässig und korrekt erachtet werden. Die Liechtensteinischen Landesbank (Österreich) AG übernimmt keine Garantie oder Gewährleistung im Hinblick auf Richtigkeit, Genauigkeit, Vollständigkeit oder Eignung für einen bestimmten Zweck. Insbesondere behalten wir uns Satz- und Druckfehler sowie Irrtümer vor. Alle Meinungen oder Einschätzungen geben die aktuelle Einschätzung des Verfassers bzw. der Verfasser zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hierin zum Ausdruck gebrachten Meinungen spiegeln nicht zwangsläufig die Meinungen der Bank wieder. Die Bank ist nicht dazu verpflichtet, dieses Dokument zu aktualisieren, abzuändern oder zu ergänzen oder deren Empfänger auf andere Weise zu informieren, wenn sich ein in diesem Dokument genannter Umstand oder eine darin enthaltene Stellungnahme oder Schätzung ändert oder unzutreffend wird. Die in der Vergangenheit gezeigte Kursentwicklung von Finanzinstrumenten erlaubt keine verlässliche Aussage über deren zukünftigen Verlauf. Eine Gewähr für den positiven Anlageertrag einer in diesem Dokument beschriebenen Einschätzung kann daher nicht übernommen werden.