Morning News vom 22.01.2021

Bis hierher und nicht weiter", ließ Christine Lagarde in ihrer gestrigen tourlichen Pressekonferenz die neue US-Finanzministerin und frühere Kollegin Janet Yellen unmissverständlich wissen. Für die Euro-Bullen dürfte es das also bis auf weiteres gewesen sein. An den asiatischen Aktienmärkten dominieren nach den Aufschlägen der Vortage einstweilen Abgaben inkl. Gewinnmitnahmen das Geschehen. Und der Wall Street ging nach neuen Bestmarken am Donnerstag zu Handelsmitte die Luft aus – waren die neuen Allzeithochs kurz nach der Eröffnung zu optimistisch? Zwar steigt die Wahrscheinlichkeit für das Inkrafttreten des neuen US-Konjunkturpaketes – jedoch drohen in den USA gleichzeitig neue und strengere Maßnahmen im von Biden angekündigten Kampf gegen die Corona-Pandemie, sodass selbst durchwegs positive Konjunkturdaten die Stimmung nicht nachhaltig stützen konnten

Und sie hat es wieder getan! Christine Lagarde, als EZB-Präsidentin die oberste Währungshüterin im Euro-Raum, hat gestern am Ende einer eigentlich unspektakulären tourlichen Pressekonferenz die Bedeutung des EUR-Wechselkurses nachdrücklich unterstrichen. Sie meinte, die EZB werde die Entwicklung "sehr genau, sehr genau" beobachten und hätte "wirklich alle Instrumente" zur Verfügung, um eine unwillkommene Entwicklung einzudämmen oder gar abzustellen. Diese "Breitseite ohne Not" in Richtung der neuen US-Finanzministerin Janet Yellen ist mehr als nur ein überraschender Zickenkrieg, es ist eine Manifestation. Im Kampf um eine entsprechend zügige und steuerbare Erholung nach der Corona-Pandemie steckte Madame Lagarde den Claim der EZB ab und ließ im Prinzip ausrichten: "Bis hierher und nicht weiter" (geringfügige Schwankungen natürlich ausgenommen). Das dürfte es bis auf weiteres für die Euro-Bullen gewesen sein – Aufschlag US-Dollar sozusagen. Sonst war nicht viel los gestern, das heißt wir dürfen uns auf ein weiteres Lockdown-Wochenende mit vermutlich auch noch mieselsüchtigem Wetter "freuen"... Vergessen Sie bitte nicht: Abstand halten, MNS tragen und - Xundbleim!

Nach den Aufschlägen an den Vortagen kommen die Indizes an den asiatischen Aktienmärkten am Freitag überwiegend etwas zurück, Gewinnmitnahmen dominieren das Marktgeschehen. Dass der neue US-Präsident Joe Biden mittels einiger Verordnungen umstrittene Maßnahmen seines Vorgängers Donald Trump bereits aufgehoben hat, stützt zunächst nicht mehr. Die hohen Erwartungen eines weiteren großen Stimuluspakets sind zudem mehrheitlich eingepreist. In Tokio geht es für den Nikkei um 0,4 % nach unten, nachdem der Index am Vortag ein 30-Jahreshoch erreicht hatte. Hier sprechen Händler auch von Zurückhaltung vor der in der kommenden Woche startenden Berichtssaison. In Shanghai und Hongkong fallen die Abgaben etwas stärker aus.

Nach neuen Bestmarken ging der Wall Street am Donnerstag zur Handelsmitte die Luft aus. Die wichtigsten Indizes markierten kurz nach der Eröffnung neue Allzeithochs. Zwar steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das vom Markt erhoffte US-Konjunkturpaket die Legislative passieren wird, da mittlerweile auch einige Abgeordnete der Republikaner ihre Zustimmung signalisiert haben, doch die hohen Erwartungen des Marktes müssen nun aber auch erfüllt werden. Der von Biden angekündigte beherztere Kampf gegen die Corona-Pandemie deutet darauf hin, dass mehr Einschränkungen des täglichen Lebens drohen, welche die Wirtschaft zunächst belasten würden. Angesichts dieser kurzfristigen Aussichten sei der Markt vielleicht etwas zu forsch nach oben gelaufen, ist aus Expertenkreisen zu vernehmen. Auch durch die Bank positive Konjunkturdaten können die Stimmung nicht nachhaltig stützen. So sind die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung etwas stärker gesunken als erwartet. Die Aktivität der Industrie im Großraum Philadelphia hat sich im Januar zudem wesentlich stärker aufgehellt als gedacht. Auch die Neubautätigkeit in den USA hat sich im Dezember deutlicher ausgeweitet als von Ökonomen vorausgesagt. In der Folge schlossen Dow Jones und S&P 500 nahezu unverändert. Einzig der technologielastige Nasdaq Composite verzeichnete ein deutlicheres Plus von 0,6 % zum Handelsschluss.

Die europäischen Aktienfutures indizieren aktuell einen Handelsstart mit negativen Vorzeichen. Im Tagesverlauf könnten die Veröffentlichungen der Einkaufsmanagerindizes u. a. für Deutschland, die Eurozone und die USA einen weiteren Aufschluss über die künftige Konjunkturentwicklung geben und die Marktrichtung mitbeeinflussen.

An den Devisenmärkten fällt neuerlich eine leichte Abwertung des USD ins Auge. Der Euro hingegen reagiert kaum auf die Notenbanksitzung der Europäischen Zentralbank. Diese hat wie erwartet die Leitzinsen sowie den geldpolitischen Kurs bestätigt. Trotz der Gefahr einer neuerlichen Rezession erachten die Währungshüter die aktuellen Massnahmen derzeit für ausreichend, hielt EZB-Präsidentin Christine Lagarde fest.

Die Ölpreise kommen nach den jüngsten Aufschlägen zurück. Der "sichere Hafen" Gold ist im aktuellen Umfeld weniger gefragt. Der Preis für die Feinunze fällt auf rund USD 1.860. Der Bitcoin-Kurs kann sich heute früh hingegen wieder etwas erholen, nachdem der Preis für die Kryptowährung gestern um über 10 % gefallen war und heute Morgen kurzzeitig die Marke von USD 30.000 unterschritten hatte.

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