Morning News vom 27.01.2020
Wenig überraschend bleiben die Schalter auf "risk off", was dieser Tage vor allem an der weiteren Ausbreitung des Coronavirus liegt. Fakt ist: Noch sind die vollen Ausmaße nicht abschätzbar. Vor allem die Börsen können sich dem vorherrschenden Krankheitsbild nicht entziehen. Schafften die meisten europäischen Indizes am Freitag ein tadelloses Comeback, so verpufften die Zugewinne wieder. Die Woche dürfte noch so manche Überraschung parat halten.
FX/Zinsen:
Die Risk-Off-Stimmung an den Märkten erhält weiteren Schub, nicht nur durch die Faktenlage rund um das Coronavirus, sondern auch durch die vorrangige mediale Aufbereitung. Klar ist, dass die Virusepidemie dabei ist sich weiter auszubreiten, dass die Opferzahlen und die Anzahl der Länder mit Verdachtsfällen rasch steigen und dass 2019-nCoV, so der vorläufige Name, bereits beginnt ökonomische Auswirkungen zu zeitigen. Noch nicht klar hingegen ist, wie stark diese sind und wie sich die Epidemie weiter entwickeln wird. Folgerichtig sind sichere Häfen weiter gefragt, riskantere Assets im Abverkauf als Schnäppchen zu haben. USD/JPY liegt knapp über 109,00, EUR/CHF knapp über 1,0700, auch der Greenback legt seit Tagen leicht zu. So erreichte EUR/USD am Freitag noch 1,1020 und startet aktuell bei rund 1,1035 in die Handelswoche, deren anstehende makroökonomischen Datenveröffentlichungen zu Randthemen verkommen dürften. Für den US-Dollar wird zunehmend der positive Carry zum Argument, immerhin liegt der im Vergleich zum Euro bei gut 2,10 %, was bei extrem niedrigen Volatilitäten für viele ein weiteres Argument liefern dürfte. Diverse Emerging Markets-Währungen leiden natürlich unter dem verstärkten Sicherheitsdenken, dem derzeit fast alles untergeordnet wird. Kommt Zeit, kommt Therapie? Vorerst jedenfalls stellen sich auch die Zinskurven auf die neuen, unangenehmen Verhältnisse ein. Der Aufschlag zwischen 2- und 5-jährigen Treasuries ist mittlerweile komplett verschwunden, 1,46 % steht hier durchgängig auf dem Tacho. 10-jährige US-Staatsschulden bringen auch nur mehr 1,65 % - so viel zur Entwicklung der Zinskurve.
Aktien/Commodities:
Vor allem die Börsen können sich dem aktuellen Krankheitsbild nicht entziehen. Schafften die meisten europäischen Indizes am Freitag ein tadelloses Comeback, so wurde das heute in der Eröffnung bereits wieder mehr als verbraucht. Der DAX hatte als positives Beispiel am Freitag noch gut 1,4 % oder knapp 190 Punkte zulegen können und eröffnet soeben mit gut 200 Punkten schwächer. Auch Paris und London liegen bereits 1,6 % zurück. In den USA hatte man bereits am Freitag vorausschauende Skepsis bewiesen und unisono rote Endstände berichtet. Die chinesischen Börsen bleiben weiter geschlossen, die Neujahrsferien wurden soeben um drei weitere Tage verlängert, um die Reisetätigkeit und damit die erhöhte Ansteckungsgefahr weiter abzufedern. So bleibt vorerst Tokio als wichtiger asiatischer Indikator, und da wird ein massives Gap zur Eröffnung berichtet. Mit etwas mehr als 2 % "Miesen" wurde das Niveau tagsüber kaum verändert. Dramatisch ist auch die Entwicklung bei den Rohölpreisen. Hatte die Nordseesorte Brent Anfang Jänner - rund um die Euphorie zum Abschluss des "Phase 1"-Handelskontrakts zwischen den USA und China - noch knapp 72 USD/Barrel erreicht, so kostet das gleiche Fass heute nicht einmal mehr 60 "Bucks"...
Allgemein:
Boris Johnson hat die Unterzeichnung des EU-Austrittsvertrages als "fantastischen Moment" bezeichnet. Er will hohe Zölle als Druckmittel zur Beschleunigung der Handelsgespräche mit der EU nutzen. Der US-Handelsminister Wilbur Ross droht der EU mit Vergeltung für die CO2-Steuer. Wem die Nachrichtenlage zu negativ erscheint, der sollte wenigstens den heutigen Internationalen Tag des Schokoladekuchens würdigen...