Morning News vom 22.05.2019

Im US-chinesischen Handelsstreit kehrt keine Ruhe ein: Offenbar überlegt die US-Administration Beschränkungen hinsichtlich eines Zugangs zu US-Technologie für fünf chinesische Firmen, die auf Video-Überwachung spezialisiert sind. Da es sich um "Überlegungen" handelt, beunruhigt das die Märkte (noch) wenig. Der gestrige Handelstag war durchwegs positiv zu beurteilen. Sowohl in Europa als auch in Amerika konnten die Indizes zwischen einem halben und einem Prozent zulegen. Schlecht läuft es für die britische Premierministerin May, ihr Rücktritt steht – wie erwartet – unmittelbar bevor.

Allgemeines:

Dem doch etwas ruppigen Wochenstart folgte gestern ein versöhnlicher Handelstag, auch wenn die Unruhen im Handelszwist nicht ausbleiben. Nachdem eine dreimonatige "Übergangszeit" für den "Huawei-Bann" zugesichert wurde und damit für risikofreundliche Stimmung an den Märkten sorgte, kommt über Nacht die nächste Schreckensnachricht. Offenbar überlegt die US-Administration fünf chinesischen Firmen, die auf Video-Überwachung spezialisiert sind, ebenfalls Beschränkungen im Zugang zu US-Technologien aufzuerlegen. Da es sich um "Überlegungen" handelt, beunruhigt das die Märkte (noch) wenig. Die chinesische Seite betont, dass man an weiteren Gesprächen durchaus interessiert sei. Die Bereitschaft an Gesprächen im britischen Parlament dürfte enden wollend sein. Neuesten Gerüchten zu Folge könnte es zu keiner weiteren Abstimmung über den unveränderten, wenn auch anders geschmückten, Deal kommen. So soll der Rücktritt der Premierministerin nur noch eine Angelegenheit von Tagen sein. Dass die Alternativen nicht gerade berauschend sind, sorgt für nachhaltige Unruhe beim britischen Pfund.

Aktien/Commodities:

Der gestrige Handelstag ist als durchwegs positiv zu beurteilen. Sowohl in Europa als auch in Amerika konnten die Indizes zwischen einem halben und einem Prozent zulegen und zeigten damit eine leicht positiv, bis abwartende Einstellung der Marktteilnehmer an. Solange keine weiteren Hiobsbotschaften aus Washington oder Peking kommen, wird es auch hier nicht viel Bewegung geben. Interessant wird es, wenn sich China zu Retourkutschen entscheidet und sich beispielsweise auf seine Marktmacht bei seltenen Erden besinnt. 80 % der US-Importe der für die Halbleiterindustrie wichtigen Rohstoffe kommen nämlich aus China. Was, wenn die Chinesen hierfür Beschränkungen einführen? Die Aktienkurse zweier börsengelisteter Unternehmen aus dieser Branche schossen in den letzten drei Handelstagen um gut 20 % bzw. 30 % nach oben. Den seit Kurzem unter Druck stehenden Halbleiterwerten würde an der US-Börse ein anderes Schicksal bevorstehen. Noch ist es aber keineswegs soweit und darf unter dem Kapitel "Spekulation" abgehakt werden. Die Frühbörse zeigt in Asien leicht vorsichtige Tendenzen mit Abschlägen von rund einem halben Prozent und die europäischen und amerikanischen Futures sind noch auf Richtungssuche. Wenig Veränderung ist beim Gold zu vermelden. Der Kurs dümpelt nach dem gestrigen Test der USD 1.270-Marke um eben diese herum und einige Marktkommentatoren werten die schwache Reaktion des gelben Edelmetalls als Zeichen dafür, dass keine wirkliche Beunruhigung über die weitere Wirtschaftsentwicklung herrscht. Die Notierungen für Rohöl verlieren heute rund 1 % als technische Gegenreaktion auf die Zugewinne der letzten Tage sowie der Verarbeitung der gestern veröffentlichten und für heute anstehenden wöchentlichen Berichte zu den Lagerbeständen. An der Drosselungsschraube wird ja bekanntlich weder in die eine, noch in die andere Richtung gedreht. Nach neuesten Informationen soll das für Ende Juni anberaumte Treffen der OPEC+ nun doch auf Anfang Juli verschoben werden, um den Markt besser einschätzen zu können.

FX/Zinsen:

Das britische Pfund ist derzeit die Fieberkurve der Rücktrittschancen der britischen Premierministerin. Wie eingangs erwähnt, soll diese ja nicht einmal mehr die Chance auf einen vierten vergeblichen Versuch erhalten, ihren Deal durch das Parlament zu bekommen. Die Chancen für einen harten Brexit nehmen damit zu und zwar ganz einfach aufgrund der zeitlichen Abfolge. Die nächste Deadline ist Ende Oktober. Berücksichtigt man nun, dass ein neuer Parteivorsitzender bis zur Parteiversammlung Ende September ernannt werden soll, wird es knapp mit Brüssel einen neuen Deal aus zu verhandeln. Damit würde der neue Premierminister dann zu einem Bittsteller bei den verbleibenden Mitgliedern für eine weitere Verlängerung der Deadline. Andernfalls droht eben dann der "Hard Brexit". Das britische Pfund bekam gestern einen weiteren, schmerzlichen Dämpfer und handelt mittlerweile unter 1,27 gegenüber dem Greenback. Ob der weiteren Verunsicherung könnten die diesjährigen Tiefststände bei 1,2440 damit schneller als erwartet einem Test unterzogen werden.

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