Morning News vom 17.09.2019

Es kam, wie es kommen musste: Nach den Drohnenanschlägen auf eine Öl-Raffinerie in Saudi-Arabien glitten die Börsen zu Wochenbeginn in eine erneute "Hände-weg"-Stimmung. Die Lage bleibt angespannt, in mehrfacher Hinsicht. So scheint unter anderem Boris Johnson bei Kommissionschef Juncker abgeblitzt zu sein. Überraschung ist das wohl keine.

FX/Zinsen:

Als interessierter Beobachter der Märkte muss ich – wohl oder übel – feststellen, dass man, wenn es sie nicht schon gäbe, Leader wie Boris Johnson und Donald Trump erfinden müsste. Der gestrige Tag brachte den mit großer Spannung erwarteten Besuch BoJos in Brüssel, wo er, einem Hulk gleich (nach eigener Ankündigung), die EU-Technokraten aufzurütteln gedachte. Oh ja, da ist aber einiges schiefgegangen! Ein freundlicher, aber distanzierter Jean-Claude Juncker hatte für den Briten-Premier nicht einmal einen Drücker, geschweige denn einen "Abbussler" übrig. Ein zuerst kompromittierter ("Stell dir vor, es gibt eine Pressekonferenz, aber ich geh' nicht hin"), anschließend kompromittierender ("Vielen Dank für die guten Gespräche Mr. Johnson" – in Richtung leeres Rednerpult) Xavier Bettel wirkte deutlich erzürnt - das war's. Wäre da nicht die rotblonde Schönheit mit ihren knielangen schwarzen Lederstiefeln im Gefolge des Luxemburger Premiers gewesen, ich hätte mir die Szene sicher nicht fünfmal ansehen brauchen. Die EU und das Vereinigte Königreich driften immer weiter auseinander, aber es ist ja noch ein Monat Zeit bis zum "Deal or die"-Gipfel und noch 6 Wochen bis zum Austrittstermin. Dass das Britische Pfund den Mitte August begonnenen Aufwärtstrend immer noch fortsetzen kann, muss ich nicht unbedingt verstehen, die Versicherungsprämien sind jedenfalls nach wie vor recht hoch. Dass sich in den Hauptwährungen trotz Ölschocks ("Ölschock? War was? Welcher Ölschock?") nichts tut, liegt in erster Linie am heute beginnenden FOMC-Meeting der Fed, das morgen Abend mit der Pressekonferenz Jerome Powells beendet wird. Die Reposte der Fed an die EZB, gefolgt von den Meetings der Bank of Japan und der SNB am Donnerstag wird die Weichen für den Herbst stellen, bis dahin herrscht gespannte Ruhe, da ändern auch Drohnenangriffe nichts. EUR/USD etwas über 1,10, Cable knapp über 1,24, USD/JPY und EUR/CHF jeweils relativ unverändert über 108,00 bzw. 1,09 - ganz so, als stünde die Welt nicht am Rande eines heftigen Konflikts im arabischen Raum. Der Rubel profitiert natürlich etwas von den Ölpreis-Entwicklungen und setzt seine, Ende August begonnene, leichte Aufwertung fort und nähert sich bereits der 70er-Marke zum Euro. Die Zinswelt zeigt sich unverändert flach, die Lows von vor zwei Wochen sind jedoch weit entfernt. Am Dollar-Geldmarkt wird zu 96,6 % mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte gerechnet, immerhin noch 52 % glauben an eine Reduktion um gleich 50 Bips.

Aktien/Commodities:

Die Börsen taten sich zum Wochenbeginn naturgemäß viel schwerer, den Grund für die saudi-arabische Ölkrise zu negieren und glitten in eine erneute "Hände-weg"-Stimmung. In ganz Europa zeigten die Indizes am Ende einen Verlust knapp unter 1 %. In ganz Europa? Nein, denn in einem kleinen Dorf am Fluss Danubius, Vindobona genannt, stemmten sich die Börsianer erfolgreich gegen den vorgezeichneten Kurs und trugen am Ende einen kleinen (+0,6 % oder knapp 20 Punkte) Sieg davon, der aller Ehren wert war. Auch jenseits des großen Teichs tat man sich schwer, zwischen zuerst verlauteter, barscher Kriegsrhetorik ("United we stand - locked and loaded") und danach folgender Beschwichtigung aus Washington zu wählen, und so blieben am Ende leicht negative Schlusskurse haften. Auch Asien zollt heute den gestiegenen Ölpreisen Tribut, lediglich Tokio hat die Nulllinie noch in Sichtweite. Nach dem Gap von Montagmorgen, dem größten seit 1991, liegen die Rohölpreise nach wie vor deutlich fester, so kostet ein Barrel der Nordseesorte Brent aktuell knapp USD 69,00, also deutlich mehr als den Sommer über, aber immer noch weniger als im April und Mai, von Krise also (noch?) keine Spur. Auch die Edelmetalle deuten auf keine gesteigerte Nervosität hin und tendieren leicht schwächer als noch gestern.

Allgemein:

Die Arbeitsgespräche zwischen den USA und China beginnen morgen. Es sollen hochrangige Verhandlungen im Oktober vorbereitet werden.

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